Das Deutsche Haus ist beeindruckend und cool
badminton.de: „Herr Kranitz, wie viele Olympische Spiele haben Sie bisher begleitet?“
Martin Kranitz: „Das sind meine fünften Spiele: Beim ersten Mal war ich 2008 in Peking als Teilmannschaftsleiter dabei, und 2004 in Athen habe ich das Team ebenfalls unterstützt, jedoch in einer anderen Rolle.“
badminton.de: „Welche Aufgaben übernehmen Sie als Teilmannschaftsleiter?“
Martin Kranitz: „Es gibt zahlreiche Aufgaben. Ich bin für die gesamte Organisation und Koordination unseres Teams verantwortlich. Bei so einer großen Veranstaltung fällt viel Arbeit an. Dazu gehören die Anmeldung der Trainingszeiten, die Koordination des Transports, der Austausch von offizieller Kleidung bei Bedarf sowie die Weitergabe der täglich erhaltenen Informationen an unser Team. Heute zum Beispiel hat uns der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) informiert, dass Bundesinnenministerin Nancy Faeser das deutsche Team im olympischen Dorf besucht, und wir wurden gefragt, ob wir Athleten zur Verfügung stellen können. Auch Sicherheitsinformationen gebe ich weiter. Wenn es kurzfristige Änderungen im Team gibt, kümmere ich mich um die Akkreditierungen, den Transport und eventuell auch um Tickets für die Wettbewerbe, da man mit einer P-Akkreditierung keinen Zutritt zu den Wettbewerben hat.“
badminton.de: „Der Däne Mads Conrad, der als Trainingspartner mit einer P-Akkreditierung in Paris sein sollte, musste absagen. Wie kam es dazu?“
Martin Kranitz: „Er musste aus familiären Gründen absagen. Daher haben wir unseren Verbandspsychologen Moritz Anderten nachakkreditiert. Er war ohnehin schon für Judo hier, und jetzt unterstützt er auch unser Team.“
badminton.de: „Sie hatten das Glück, an der Eröffnungsfeier teilnehmen zu dürfen. Wie war die Veranstaltung für Sie?“
Martin Kranitz: „Es war ein großartiges Erlebnis, mit allen acht Teilnehmern auf dem Boot mitfahren zu dürfen! Die Spieler nutzten den ‚Fast Pass‘, sodass es für sie nicht anstrengend war. Der Teil bei Trocadéro war beeindruckend, wenn auch nass. Interessant ist, dass man als Teilnehmer alles sieht, aber nichts hört, also die Hintergrundgeschichten und wer gerade was macht, bekommt man nicht mit. Die Lasershow direkt am Eiffelturm war fantastisch!“
badminton.de: „Ist es möglich, die verschiedenen Olympischen Spiele miteinander zu vergleichen?“
Martin Kranitz: „Jede Veranstaltung hat ihren eigenen Charakter. Zum Beispiel ist das olympische Dorf hier sehr schön gestaltet. Der Transport ist immer ein Thema, da die Busfahrer sich oft nicht auskennen und manchmal in die falsche Richtung fahren. Auch in der Mensa muss man oft länger warten als gedacht. Man muss einfach für alles Zeit einplanen. Solch ein Event erfordert eine enorme Organisation.“
badminton.de: „Dieses Jahr ist das ‚Deutsche Haus‘ in einem Rugby-Stadion untergebracht. Wie finden Sie das?“
Martin Kranitz: „Das ‚Deutsche Haus‘ ist fantastisch! Es war eine großartige Idee, ein Stadion zu mieten. Es bietet viel Platz, und der DOSB hat alles sehr aufwendig gestaltet. Ursprünglich war alles in Rosa, den Vereinsfarben des Rugby-Vereins, und es musste in Schwarz-Rot-Gold umgewandelt werden. Wir waren schon zweimal zur Vorbereitung im Performance Hub im ‚Deutschen Haus‘, das einen Fitnessbereich, Erholungsbereich, Ruheraum, eine Lounge und Kälte- und Wärmebecken bietet. Es ist wie ein kompletter Rehabereich. Die Tennisspieler in Roland Garros haben es auch schon intensiv genutzt.“
badminton.de: „Im Gegensatz zu früheren Jahren müssen alle Beteiligten nach dem Ende ihres Wettkampfes das olympische Dorf relativ schnell verlassen …“
Martin Kranitz: „Ja, die Trainer müssen 48 Stunden nach dem Wettbewerb und die Spieler und Betreuer 72 Stunden danach das Dorf verlassen. Die Akkreditierungen der Spieler bleiben jedoch gültig, sodass sie theoretisch in einer anderen Unterkunft bleiben und zur Schlussfeier zurückkehren könnten.“
badminton.de: „Wie sind Sie im olympischen Dorf untergebracht?“
Martin Kranitz: „Ich teile mir mit Chef-Bundestrainer Hannes Käsbauer ein Doppelzimmer in einem 8er-Apartment, zusammen mit Judoka und Basketballern. Jeppe Ludvigsen und Moritz Anderten übernachten im Hotel, da der DOSB nicht genügend Zimmer vom Organisationskomitee zur Verfügung gestellt bekommen hat.“
badminton.de: „Vielen Dank für das Gespräch und weiterhin eine gute Zeit in Paris!“